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icebaer69
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... Abriss Cretu-Villa ...
"...
IBIZA
Vertrieben aus dem Paradies
Wie ein kleiner König thront der Musik-Produzent Michael Cretu
auf einem riesigen Anwesen im Westen der Balearen-Insel Ibiza.
Doch seinem Schloss mit 2000 Quadratmetern Wohnfläche droht nun
der Zwangsabriss:
Einheimische halten den Deutschen für einen Umwelt- und Bausünder.
Nein, das ist nun wirklich nicht zu bestreiten:
Da hat sich einer sein irdisches Paradies geschaffen,
ein Shangri-la auf einem Sonneneiland im Mittelmeer,
von Palmen und Pinien umstanden
und hohen Steinmauern beschützt.
Pop-Produzent Michael Cretu: "Jetzt wollen sie mir dies hier wegnehmen"
"Ich habe mir mit diesem Ali-Baba-Schloss einen Kindertraum verwirklicht",
sagt Michael Cretu, 51, deutsch-rumänischer Musiker und Produzent
elektronischer Popmusik mit über 40 Millionen verkauften Platten.
Dieses Schloss im Westen der Balearen-Insel Ibiza ist eher ein ganzes Dorf
mit erlesenem Interieur.
Ein Kleinod von gut 2000 Quadratmetern Wohnfläche nebst Tonstudios,
verschachtelt aus rosafarbenen Kuben und Türmchen zu einem schlanken
Gebäudekomplex, der sich an eine Hügelspitze schmiegt.
Bei guter Sicht ist das spanische Festland zu erkennen,
von Alicante bis hinauf nach Valencia.
La Puerta del Cielo, das Tor zum Himmel, nennen die ibizenkischen Bauern
diesen Küstenabschnitt zwischen dem Zuckerhut des Cap Nonó und den bizarren
Felsquadern der Punta Galera.
Ein gesegnetes Stück Erde, über dem Cretu da thront.
Wer ein rechtschaffenes Leben geführt hat, so der Volksglaube,
gelangt hier nach seinem Tode an die Himmelsleiter,
während die Sünder irdischer Verdammnis anheim fallen und verrotten.
Dass Cretu dereinst von seinem Schlafzimmer aus die Himmelsleiter betreten kann,
wird zunehmend unwahrscheinlich.
Viele auf der Insel glauben, dass er ein schlimmer Bausünder ist.
Cretu wollte auch baulich hoch hinaus
"Tor zum Himmel" lautet auch ein Song auf seinem soeben erschienenem
neuen Album "Seven Lives, Many Faces", mit der wundervoll klingenden Stimme
einer 62-jährigen Ibizenka.
Cretu, der in Bukarest geborene Deutsche und ausgebildete Konzertpianist,
hat 1990 unter dem Namen "Enigma" ein Sound-Design-Projekt gestartet,
das Kritiker "Plastikmusik" nennen, das aber fabelhaft erfolgreich ist.
Cretu selber versteht sich als Alchemist.
Wie ein verspieltes Kind vermischt er Töne von Instrumenten und technischen Geräten
und spricht von "einer Art Space-Shuttle" zu bisweilen außerirdisch anmutenden Klangfluten.
So kam schon das erste Enigma-Album "MCMXC Anno Domini" als Aufreger daher,
begleitet von einem Aufschrei der Kirche, weil darauf zu Gregorianischen Gesängen
auch Lustgestöhn der Sängerin Sandra zu hören war, Cretus damaligen Ehefrau,
mit der er zuvor schon den Welthit "Maria Magdalena" produziert hatte.
Cretus Sakro-Pop brachte es weltweit in 24 Ländern 50 Mal auf Platz Eins der Hitlisten.
Der Erfolg mag Cretu zu Kopf gestiegen sein.
Er wollte auch baulich hoch hinaus und die Spitze eines Berges besetzen.
Das jedoch ist nach spanischem Umweltschutzgesetz verboten,
obwohl die Bestimmungen eher verschwommen sind
und der Flächennutzungsplan Ausnahmen zulässt.
Ausnahmen, besonders wenn es um Bauten von und für Touristen ging,
haben in ganz Spanien die Bauunternehmer - und viele Bürgermeister - reich gemacht.
Exempel statuieren an einem prominenten Fremden
Cretu besaß clevere Anwälte und gute Freunde, als er 1997 mit dem Bau
seines Mega-Anwesens begann.
Damals regierte auf Ibiza die konservative Volkspartei des Insel-Paten Abel Matutes,
seinerzeit Außenminister im Kabinett des Madrider Premiers José María Aznar.
Beide schätzen den Enigma-Schöpfer sehr,
er bekam alle erforderlichen Baugenehmigungen.
Ein paar Naturschützer reichten Klage ein.
Die lief sich in den Justizinstanzen fest.
Doch dann drehte sich der politische Wind.
Der Protest gegen die gigantomane Bau- und Betonpolitik der Konservativen
brachte Rot-Grün an die Macht, und es galt, alte Rechnungen zu begleichen.
Die Fundis unter den Naturschützern sorgten dafür,
dass das Verfahren gegen Cretu wieder in Gang kam.
Clevere Anwälte halfen auf einmal nicht mehr.
Ein Beschluss des Verwaltungsgerichts, inzwischen bestätigt vom Obersten Gerichtshof
in Madrid, verlangt den Abriss der Traumvilla bis zum 1. November.
Jetzt sollen die Bagger und Kräne mit der Abrissbirne anrücken.
Wie im Fall Boris Becker auf Mallorca will offenbar auch Ibiza ein Exempel statuieren
an einem prominenten Fremden.
Da ist viel Neid und Missgunst im Spiel und auch ein gerüttelt Maß Ausländerhass
von Ibizenkos, die ihre Insel von Horden sonnenhungriger Hedonisten besetzt sehen.
Und natürlich gibt es auch auf Ibiza Hunderte Bausünden,
die nicht geahndet und schlicht toleriert werden.
Sündenbock für architektonische Grausamkeiten
"Einem reichen Einheimischen wäre das kaum passiert",
grollt Cretus Anwalt Jaime Roig und droht mit einer Klage
über 18 Millionen Euro Schadenersatz.
Keine Kommune auf Ibiza könnte das bezahlen,
schon Zwangsräumung und Abriss würden Millionen verschlingen.
"Ich war froh, dem kommunistischen Ceaucescu-Regime zu entkommen,
jetzt wollen sie mir dies hier wegnehmen",
grämt sich Cretu auf den Stufen seines Domizils.
Und in die Kummermiene mit dem graugelockten Haar sowie der wuchtigen Brille
über dem Nasenzinken graben sich noch schärfere Sorgenfalten
angesichts aufziehender Stürme, die er nicht mehr am Synthesizer kontrollieren kann.
Der Popmusiker hat das Gefühl, dass man ihn wegekeln will,
dass er den Sündenbock abgeben soll für all die großen und kleinen architektonischen Grausamkeiten,
welche die Völkerwanderung resteuropäischer Touristen und
Regenflüchtlinge auf der einst bukolischen Insel hinterlassen hat.
Dabei ist Cretu mit seinem globalen Erfolg die angemessenste Werbung für eine Insel,
die sonst doch von dem Ruf lebt, ein Tummelplatz für Europas Jeunesse dorée
und andere Goldkettchenträger zu sein.
Er hänge gar nicht an Besitztümern, versucht der Producer sich tapfer zu trösten,
bevor er sich in sein dunkles Tonstudio zurückzieht, "mein Leben ist meine Musik,
und die kann mir niemand nehmen".
..."
(spiegel.de)
"...
Wirbel um Spiegel-Artikel
Magazin berichtet über Cretu-Villa
Eine Reportage im Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" über den geplanten Abriss
der Cretu-Villa hat auf Ibiza gehörig Staub aufgewirbelt.
Besonders die Behauptung Cretus und seines Anwalts,
dass bei einem Einheimischen andere Maßstäbe angelegt worden wären,
sorgte für Unmut.
Cretu halte Ibiza offensichtlich für eine Art Bananenrepublik,
empörte sich die Umweltorganisation GEN.
Er habe aber damit recht, dass einem Ibizenko nicht dasselbe passiert wäre.
Schließlich hätte keine Behörde einen Einheimischen so stark unterstützt,
spielte die GEN auf die Umstände an, unter denen Cretu seinerzeit
eine Baugenehmigung erhalten hat.
..."
(ibiza-heute)
ps:
"...
Demolition Time
After much debate over the last ten years it seems the end is finally nigh
for the Cretu house, built on the side of a mountain in Santa Innes.
Despite receiving all the necessary licenses to build the property,
the mansion is to be demolished after repeated denuncias from the environmentalist group, GEN,
that the permits should not have been granted in the first place
as the house was built on protected land.
Following a multitude of court cases and appeals the decision was finally taken
that the house should be demolished.
In all this time the Town Hall of San Antonio supported the decision
to grant the licenses, and remained confident the original decision of the court
to demolish the property would be overturned.
However, this blind belief now looks unfounded and Jose Sala's administration
will now be responsible for carrying out the demolition, which got underway
on Thursday as they began the contracting process.
The Town Hall has put a total of €1 million aside for the demolition,
although Sala claimed they had no idea what they would find
when they eventually got to the mansion.
The work will be made even more difficult due to the fact that there are parts
of the property which remain legal, including the tennis courts, swimming pool
and some of the outside annexes.
Sources claimed police arrived at the house early last week,
and ordered everyone to leave the property as D-day drew nearer.
The court order demanded the work be carried out by 1st November,
and it remains to be seen if the Town Hall will be fined for not obliging
with the time constraints.
The plans, though, do reveal a complete lack of control in the entire building process.
The project which originally got the go-ahead was supposed to be for 900m2,
when in reality the mansion now stands at an incredible 3,100 m2,
more than three times the original size.
However, despite some local protest, and a petition which has so far collected
800 signatures against the demolition, it appears that the mansion is very much
living on borrowed time.
..."
(ibiza-sun)
"...
Zoff wegen Cretu
Rathaus-Anwalt zieht sich zurück
Der geplante Abriss der Cretu-Villa hat nun auch innerhalb des Rathauses
von Sant Antoni für Ärger gesorgt.
Wie jetzt bekannt wurde, hat der Anwalt, der die Gemeinde in der Angelegenheit
rechtlich vertritt, seinen Rücktritt erklärt.
Als Grund gab er unterschiedliche Meinungen über das Vorgehen der Rathausspitze an.
Offenbar hatte es in der Vergangenheit Aktionen der Gemeinde gegeben,
über die der Anwalt nicht informiert wurde.
Dies sei nicht mit seinem Anspruch an professionelles Arbeiten
und dem anwaltlichen Berufskodex vereinbar, sagte Manuel Alcaide.
Aus dem Rathaus selbst hieß es, dass man die genauen Gründe der Demission
nicht kenne.
Unterdessen gehen die Vorbereitungen für den Abriss weiter.
Rathaustechniker sind derzeit dabei, die Angebote der Abrissfirmen zu prüfen.
Wegen Personalmangel und der Komplexizitität der Abrissarbeiten
werde die Entscheidung aber noch einige Dauer dauern, hieß es aus der Verwaltung.
..."
(ibiza-heute)
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